„Fur Free Alliance“ deckt Verstöße gegen Echtpelz-Kennzeichnung auf

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Recherchen der „Fur free Alliance“ haben ergeben, dass ein Großteil der im europäischen Einzelhandel verkauften Pelzwaren nicht korrekt gekennzeichnet ist. Häufig werden echte Felle als Kunstfell deklariert und die Verbraucher somit betrogen. Die EU-Kommission muss endlich eine transparente Kennzeichnungspflicht beschließen.

Die „Fur Free Alliance“ (Anti-Pelz-Allianz) hat einen brisanten Report im Europäischen Parlament vorgestellt: Recherchen der Organisation decken auf, dass die Kennzeichnung von Echtpelz laut EU-Textilkennzeichnungsverordnung für Textilprodukte in Europa nur sehr mangelhaft eingehalten wird.  
Untersucht wurden insgesamt 667 Kleidungsstücke in 10 europäischen Ländern. Die Anti-Pelz-Allianz ist eine internationale Koalition von 40 Tierschutzorganisationen. In Deutschland sind die Stiftung VIER PFOTEN sowie der Deutsche Tierschutzbund Mitglied.

Tierschutzorganisationen klagen an
Dr. Henriette Mackensen, Fachreferentin für Artenschutz beim Deutschen Tierschutzbund: „Gerade bei billigen Kleidungsstücken vermuten Käufer fälschlicherweise, dass es sich nicht um echten Pelz handelt. Tatsächlich sind besonders im Billigpreissegment, sogar schon für 10 Euro, Produkte mit Echtfell im Handel, ohne dass Verbraucher sie als solche erkennen können. Das darf nicht sein und muss durch klare Kennzeichnungsregeln geändert werden.“
Auch Thomas Pietsch, Wildtierexperte von VIER PFOTEN klagt über die mangelhafte Kennzeichnung: „In ganz Europa kaufen Konsumenten Echtpelz, ohne es zu wissen. Das ist nicht nur ein Tierschutzproblem, sondern auch Betrug am Verbraucher. Echtpelz muss endlich transparent gekennzeichnet werden: mit dem Namen der Tierart, der geografischen Herkunft des Fells und dem Hinweis, ob es sich um Fallenfang oder Käfighaltung handelt.“  

EU-Vorgaben sind undeutlich
Die EU-Textilkennzeichnungsverordnung (1007/2011) verlangt, dass einige Artikel, die tierische Materialien enthalten, wie beispielsweise Echtpelz, Leder, Federn, Daunen und Knochen, den Wortlaut ‚Enthält nichttextile Teile tierischen Ursprungs‘ tragen müssen. Einen eindeutigen Hinweis auf Echtpelz bei Pelzprodukten schreibt die Verordnung jedoch nicht vor. Wie die aktuelle Studie zeigt, sind viele Echtpelzprodukte nicht einmal mit der o.g. Formulierung versehen. Durch Bezeichnungen wie „100% Acryl“ werden die Konsumenten in die Irre geführt. Darüber hinaus darf – da die Verordnung nur Textilien umfasst – eine breite Palette von Produkten wie Schuhe, Handtaschen und Schlüsselbundzubehör, die echtes Tierfell enthalten, gänzlich ohne Kennzeichnung im Handel angeboten werden.

Billigpreissegment sticht hervor
Die Recherchen im europäischen Einzelhandel an Kleidungsstücken mit echtem Tierpelz ergaben, dass in 68 Prozent der Fälle die erforderliche Kennzeichnung fehlte. In allen untersuchten EU-Staaten – Deutschland, Dänemark, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Litauen, Österreich, Polen, Schweden, Tschechien – gab es klare Kennzeichnungsverstöße. Das Problem trat besonders im Billigpreissegment auf, speziell bei Echtpelzartikeln, die weniger als 50 Euro kosten. Laut Report waren in Deutschland 51 Prozent der Pelzwaren nicht korrekt gekennzeichnet. Schlusslicht ist Großbritannien mit 93 Prozent. Die „Fur Free Alliance“ fordert die EU-Kommission auf, eine transparente, verbraucherfreundliche Kennzeichnungspflicht von Echtpelzprodukten in der EU zu beschließen.

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